2021_10 Graz Marathon

Nachdem meine Radsaison bereits sehr früh durch einen Radsturz bei der Upper Austria Cycling Tour und einem folgendem Armbruch eingebremst wurde, war ich im Sommer am überlegen. Ich wollte unbedingt noch an einem größeren Event teilnehmen. Nach Rücksprache mit meinem Trainer, ob es überhaupt realistisch scheint innerhalb von 2 Monaten eine halbwegs  gute Marathonvorbereitung zu schaffen, haben wir uns darauf geeinigt, es zu versuchen. Ich war wieder voll motiviert und fokussiert auf mein neues Ziel. Ich habe bewusst versucht, alle mir möglichen Regenerationsmaßnahmen (Massagepistole, Eisdusche, Faszienrolle, Dehnen …) auszureizen, um dem Training auch standzuhalten. Viele Trainings mit Martin absolviert, der auch am Halbmarathon ordentlich abliefern sollte! Mit Erfolg!

Mit dem Ziel auf alle Fälle unter 3 Stunden zu bleiben, ging ich zum Rennen. Alles was mehr ist nehme ich als Bonus mit. Ich spürte im Training, dass es vielleicht möglich ist, über die komplette Distanz eine 4:00 Pace zu rennen, war aber vorsichtig, weil ich einfach wusste, was bei meinem ersten Marathon passierte, als ich mir das Ziel zu hoch gesteckt hatte. Am Renntag war ich im vorhinein wie immer recht angespannt und mein Puls war beim Einlaufen schon über alle Berge. Direkt vor dem Start habe ich Georg noch getroffen und er hat mich gedrückt mit den Worten „Heut wird dein Tag“. Dann der Startschuss. Nur nicht zu schnell. Lass die anderen einfach laufen. Noch vor der 1km Marke hat sich eine kleine Gruppe gebildet. Schnell war klar, dass wir ähnliche Ziele verfolgten. „Bleiben wir zusammen, so lang als möglich“, hab ich gleich mal gefordert und sind mit einer 3:55 bis 4:05 Pace weitergelaufen. Es fühlte sich echt gut an. Einer der Gruppe zieht weg, aber das war mir egal. Ich bleibe bei meiner Pace bis zur Halbmarathonmarke. Vor der Halbmarathon-marke querten die Halbmarathonläufer und unsere Gruppe wurde zerrissen. Nach zirka 1:24 durchlief ich die Halbmarathonmarke und ich fühlte mich on fire. Einer der Gruppe schloss noch kurz auf, musste mich dann aber ziehen lassen. Ich hab die Pace gesteigert auf zirka 3:50 und fühlte mich immer noch fantastisch. Bei Kilometer 30 dann erstes Zwicken in der Fußsohle. „Ich glaub der Hammer kommt“ habe ich zu Renate gesagt, die gerade zufällig am Straßenrand stand. Aber gekommen ist er zum Glück bis zum Ende nicht. Die letzten 15 Kilometer lief ich ganz alleine und sah an der Nordwende, dass vor mir ein Läufer „eingegangen“ ist. Den hol ich mir! Drei oder Vier Kilometer vor Ziel hab ich ihn dann eingeholt mit den Gedanken „Nicht zurückschauen und Gas geben“. Kurz vor dem Ziel warteten noch Angi, Martin und Renate und pushten mich in Richtung Herrengasse. In der Herrengasse lief dann mein Bruder neben mir, der mich schon in den ersten 2 Runden tatkräftig in der Conrad von Hötzendorfstraße angefeuert hat. Das Ziel überquerte ich nach richtig geilen 2:45:46 und am 9. Gesamtrang bzw 4. Rang in der Altersklasse. Geiler Scheiß!

Der größte Dank geht an meine Frau Renate, die das Training und Jammern von mir ausgehalten hat und mich immer unterstützt hat, in diätologischer Hinsicht, als auch beim Begleiten meiner Läufe!

Ein großer Dank an alle, die am Streckenrand gestanden sind und mich so angefeuert und gepusht haben. Und danke an Bene, dass du mir das so kurzfristig zugetraut hast und einen spitzen Plan für mich erstellt hast, dass das überhaupt möglich war!

Bericht von Michael Liebmann-Sudy